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Ü B E R A R B E I T E T E V E R S I O N V O M 0 6 . 0 1 . 2 0 0 9 Die vereinseigenen und meine Erkenntnisse über den Schönower Fußball aus der Neugründungsphase nach dem Ende des 2. Weltkrieges sind sehr wiedersprüchlich. In Pressemitteilungen des Jahres 2008 über die Entwicklung des Schönower SV aus Anlaß des 80-jährigen Vereinsgeburtstages erschienen sehr eigenwillige Interpretationen, die viel Spielraum für Spekulationen lassen. Das beginnt schon mit dem aus meiner Sicht fragwürdigen Bezug auf den Vorkriegsverein SSV, der zwar rechtlich korrekt nach 1990 erfolgte, moralisch allerdings nur dem eigenen Vereinsidealismus standhalten kann. Denn es fehlen nach der Auflösung der Vereine 1945 (am 24.8.1945 wurden alle Sportvereine auf Befehl der sowjetischen Militärkommandantur aufgelöst und ihr Vermögen sichergestellt) wenigstens die Jahre bis 1949 (siehe hier), als es keine rechtlich verbrieften Vereine gab. Eine Verbindung zu Vorkriegsvereinen ist somit auf dem Territorium der ehem. DDR definitiv nicht vorhanden. Weiterhin berichtet der Autor Michael-Peter Jachmann in der Regionalpresse davon, daß dem erst 18-jährigen Erwin Usadel 1946 der Aufbau eines Vereines von der sowjetischen Militärkommandantur “befohlen” wurde. In dieser Form ist das für mich undenkbar, da die Sowjets jegliche Treffen politischer Gegner im Nachkriegsdeutschland unter dem Deckmantel der Vereinslandschaft lange verhinderten und auch die Auflösung der bürgerlichen Vereine 1945 rigoros durchsetzten. Ich möchte jetzt nicht eine Zusammenarbeit oder anderweitige Zusammenhänge (in den Städten war fast generell die Jugendorganisation FDJ für die ersten Sportgruppen verantwortlich, vielleicht gab es auf dem Lande andere Organisationsstrukturen) in Frage stellen, aber einen Befehl kann man nach meinem momentanen Kenntnisstand ausschließen oder man muß ihn anders datieren. Oder man muß die Gründungsgeschichte der Sportvereine auf dem Territorium der ehem. DDR neu definieren. Es klingt zwar nach "Haarspalterei", aber es stellt sich dann auch die Frage - was diese Sportgruppe bis 1950 getan hat ? Denn vor 1950 befand sich zumindest keine Fußballmannschaft aus Schönow im Spielbetrieb (im genannten Zeitungsartikel wird fälschlicherweise "ab 1949" geschrieben). Aber vielleicht gab es ja andere Aktivitäten als den Spielbetrieb oder in anderen Sportarten? Aus meiner eigenen Erfahrung aus Gesprächen mit Zeitzeugen ist mir bewußt, daß sich über die Jahre viele Fehler einschleichen. Daher ist es nicht sinnvoll, Erinnerungen ungeprüft wiederzugeben. Aber ich werde mich über diesen ominösen "Befehl" noch einmal schlau machen und zu gegebener Zeit meinen Artikel den Erkenntnissen anpassen. In den Artikeln von Jachmann zum Jubileum folgen weitere Fehlangaben über die erreichten Spielklassen. So sollen die Fußballer der damaligen SG Freundschaft Schönow “...1952 in die Bezirksklasse und 1953 wieder abgestiegen...” sein. Daran stimmt nach den mir vorliegenden Tabellen und Ergebnissen (siehe hier) überhaupt nichts. Erstmals spielte der Verein 1953/54 in der Bezirksklasse und man stieg erst 1956 als Vorletzter wieder ab. In diese Zeit fällt auch eine halbjährliche Spielgemeinschaft mit Traktor Hohenselchow (1955), aus der man sich schnell wieder löste. Im Sommer 1956 wurde dann die BSG Traktor Schönow gegründet und man schloß sich mit der BSG Traktor Schönermark zusammen. In einem Zeitungsartikel aus dieser Zeit wird der Verein angemahnt, seine Versprechungen zur Ausführung von Fußballspielen auf dem Schönermarker Sportplatz einzuhalten. Ein weiterer unrühmlicher Höhepunkt folgte im Spieljahr 1957 (siehe hier) mit dem Spielabbruch im Heimspiel gegen Traktor Schwedt. Wie dem auch sei, Traktor Schönow kam in den Folgejahren nicht über die Kreisklasse hinaus. Erst mit dem Gewinn der Kreismeisterschaft 1975/76 gelang den Schönowern der erneute Aufstieg in die Bezirksklasse. In der dritten Bezirksklassesaison in Folge 1978/79 verfehlte man den Aufstieg zur Bezirksliga hauchdünn hinter Schwarz-Weiß Casekow. Dies holte man in der Saison 1980/81 dann nach und man spielte somit 1981/82 in der Bezirksliga. Diese Spielklasse erwies sich allerdings als eine "Nummer zu groß" für die kleine BSG und man stieg gleich wieder ab. Der Leistungsabfall war so akut, daß im Spieljahr 1982/83 nicht einmal mehr die Bezirksklasse gehalten werden konnte und man wieder in der Kreisklasse gelandet war. Nach 1990 zeigte die Entwicklung dann wieder nach oben und man zählte den wieder gegründeten Schönower SV über Jahre zur Landesklasse-Spitze. Darüber hinaus erreichte der SSV den 2-maligen Aufstieg zur Landesliga, wo man sich momentan mit zahlreichen Schwedter Spielern behaupten kann. Der Bezug zum unmittelbaren ländlichen Umland ist dem Verein allerdings nach 1990 aus meiner rein persönlichen Sicht fast vollständig verloren gegangen.
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