Die Entwicklung in Gartz

Sportlerumzug in Gartz 1922 (E. Hefter)

Der Beginn der Sportbewegung in der Stadt Gartz liegt nach dem 1. Weltkrieg in den 20-er Jahren. Fußball wurde im Sportclub (SC) Pommern Gartz gespielt. Nach Ende des 2. Weltkrieges gab es in Gartz die gleichen Probleme wie anderswo. Der Gartzer Sportplatz wurde in den letzten Kriegsjahren als Raufuttersammelstelle genutzt. Dadurch war die Rasenfläche hinüber. Bevor wieder darauf gespielt werden konnte, mußten ganze Rasenflächen nahezu komplett transplantiert werden. Es fanden sich auch geradeso 11 Spieler für eine Mannschaft ein. Zur Leitfigur wurde Otto Krüger, der bereits vor dem Krieg aktiver Fußballer war und nun den nachrückenden “Jungstern” als Vorbild diente. Neben Krüger müssen aber noch Heinz Dähn, Herrmann Mellenthin, Karl Krüger, Hans Engelmann und als Begleiter der Zahnarzt Dr. Theodor Döbner genannt werden. Letzterer ermöglichte mit zahlreichen Geldspenden den ersten Spielbetrieb der Garzer.
Ansonsten fehlte es an allen Ecken und Enden. Wegen fehlender Hemden wurde anfangs sogar mit freiem Oberkörper gespielt. Allerdings hatten die Oderstädter gegenüber anderen Mannschaften einen kleinen Vorteil. Für die Auswärtsspiele standen ihnen 2 LKW der Fuhrunternehmer Engelmann und Fleischmann zur Verfügung sowie ein Holzvergaser der Firma Oday, sofern diese Fahrzeuge auch fahrbereit waren. Wenn auf der Ladefläche noch Platz war, dann kamen auch die Spielerfrauen mit. Und so wuchs eine starke Gemeinschaft heran. Auch war das Maskottchen “Bonzo” - ein weißer Pudel - immer dabei.


Sportgruppe Gartz 1947 (E. Hefter)


Die Mannschaft 1952 Noch BSG Holzwerke oder schon BSG Aufbau ? (E. Hefter)

Als die Anzahl der Spieler zunahm und man ein Reserveteam in den Spielbetrieb schickte, mußten zwischen den Spielern der Mannschaften noch Trikots und Schuhe ausgetauscht werden, was manchmal für den letzteren Nutzer recht unangenehm werden konnte. Die Spielstärke der Gartzer Ende der 40-er Jahre reichte sogar für überregionalen Spielbetrieb in der Bezirksklasse. Der Gartzer Heimatforscher und ehem. Fußballer Erdmann Hefter berichtete, daß 1951 fast der Aufstieg in die Bezirksliga (damals die höchste Brandenburger Spielklasse) erreicht worden wäre. Dies kann von mir nicht bestätigt werden. Wenn dem so ist, kann dies nur 1948/49 gewesen sein. In der Saison 1949/50 spielte die Sportgruppe (SG) Gartz in der Bezirksklasse Brandenburg/Staffel Nordost und belegte wohl einen unteren Mittelfeldplatz. 1950/51 spielte man als BSG Holzwerke Gartz in der gleichen Liga und wurde am Ende Zwölfter von 15 Mannschaften. Man entging nur knapp dem Abstieg, ebenso im Folgejahr 1951/52 als man wieder Zwölfter (von 14 Mannschaften) wurde. Die Mannschaft mußte in dieser Zeit allerdings auch den Verlußt von 5 Stammspielern verkraften, denn diese hatten sich nach Westberlin abgesetzt. Auf dem Platz wurde zu dieser Zeit das noch heute genutzte Sozialgebäude erbaut. Man war damit eine der wenigen Mannschaften, die über Toiletten und Duschen verfügten.
Durch die Neugründung der Bezirke in der DDR und der Neuordnung der Spielklassen konnte der Abstieg aus der Bezirksklasse des neuen Bezirkes Frankfurt nur noch um ein Jahr nach hinten verschoben werden. 1952/53 stieg man unter dem neuen Namen BSG Aufbau Gartz als Letzter in die Kreisklasse ab. Es begann die Pendelzeit zwischen Kreis- und Bezirksklassen, die bis heute anhält. Erst 1957 stieg man wieder in die Bezirksklasse auf. Gartz entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer echten Fahrstuhlmannschaft, die sich erst gegen Ende der 70-er Jahre fest in der Bezirksklasse etablieren konnte. Nach dem Sieg in der Saison 1986/87 stieg man sogar in die Bezirksliga auf und lieferte sich einige rassige Derby’s mit dem scheinbar übermächtigen Gegner aus der Nachbarstadt Schwedt, der BSG Chemie PCK. Die beste Platzierung gelang gleich als Neuling in der Saison 87/88 als man Siebenter wurde. Dann folgten zwei 13. Plätze in den folgenden Jahren.
Die Wendejahre gingen auch in Gartz nicht spurlos am Vereinsleben vorbei. Es erfolgte die Umbenennung in Blau-Weiß 90 Gartz. Bis einschließlich 1991/92 hielt man sich in der Bezirksliga. Durch einen letzten Platz und Umstrukturierung der Spielklassen stieg man 1992 in die Kreisklasse ab. Erst mit dem Gewinn der Kreismeisterschaft 1996/97 gelang der Wiederaufstieg - nun in die Landesklasse. Im Folgejahr 1998/99 hatte man sich dann finanziell übernommen und konnte die Saison nicht mehr zu Ende spielen. Gartz wurde auf den letzten Platz gesetzt und begann wieder neu in der Kreisklasse.
Momentan hat man wieder einen Platz in der Landesklasse/Staffel Nord inne. Den gilt es zu sichern. An einen Aufstieg in die Landesliga ist im Augenblick nicht zu denken. Eine dünne Spielerdecke, in einer gebeutelten Region, läßt die Blau-Weißen schon seit Jahren einen Spagat mit deutschen und polnischen Spielern vollführen. Auf eine zukünftige Gartzer Mannschaft sind wir daher sehr gespannt.

(DS Mai 2008 - nach Überlieferungen von Erdmann Hefter)


Stettiner Tor in Gartz (D. Sill)


Counter Kostenlos
Design by www.portal-schwedt.de copyright 2007